Von der Skizze bis zum heutigen Linzer Fenster

Erstellt von Lisa Diesenberger | | Bauwerk

Das geschichtsträchtige Linzer Fenster und seine edlen Spender

Auszug aus dem heutigen Linzer Fenster
Foto: www.kunstverlag-peda.de

Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass die Lichtverhältnisse im Mariendom morgens anders sind als abends? Der Grund dafür liegt darin, dass das beeindruckende Bauwerk im Gegensatz zu vielen anderen Kirchen nach Süden ausgerichtet ist. Die Sonnenstrahlen durchqueren die mehr als 100 farbenfrohen Gemäldefenster und tauchen das Innere je nach Tageszeit in ein ganz anderes Licht. Eines der berühmtesten Fenster ist das sogenannte Linzer Fenster, welches unsere Landeshauptstadt in ihrer historischen und kulturellen Bedeutung zeigt. Im Folgenden berichten wir über den Weg von der ersten Skizze bis zum heutigen Werk. 

Beim Betreten des Doms bietet sich den Besucherinnen und Besuchern eine atemberaubende Kulisse. Jedes der 142 Fenster im Dom erzählt eine einzigartige Geschichte und beeindruckt durch eine, für die damalige Zeit eher unübliche Farbgestaltung. Die größte Fenstergruppe im Mariendom besteht aus 42 Gemäldefenstern und ist im Lang- und Querhaus zu finden. Auf insgesamt 44 m² Glas pro Fenster bildeten die Handwerksmeister der Tiroler Glasmalereianstalt von 1910 - 1924 reale Personen mit emotionsgeladenen Gesichtsausdrücken ab. Eines dieser geschichtsträchtigen Gemäldefenster ist das allseits bekannte Linzer Fenster, welches die Linzer Kulturgeschichte in Form berühmter Persönlichkeiten darstellt.

Ein kulturhistorischer Streifzug durch unsere Landeshauptstadt

Im Hintergrund des Hauptbildes ist die Silhouette unserer schönen Landeshauptstadt zu erkennen und darüber schwebt die heilige Maria, ein Ebenbild der Marienstatue der Votivkapelle des Mariendoms. Die mittlere Ebene des Fensters personifiziert Linz als Stadt der Kaiser und der Wissenschaft. Demnach sind gleich drei Kaiser, die einen Bezug zu unserer Landeshauptstadt vorweisen, porträtiert. Rechts neben Kaiser Friedrich III., Kaiser Maximilian I. sowie der Hochzeit von Kaiser Ferdinand I. mit Anna von Ungarn ist der Astronom Johannes Kepler abgebildet. Seinen Blick gen Himmel gerichtet hält er in der einen Hand sein Fernrohr und die andere ruht auf einem Globus. Neben der christlichen, höfischen und wissenschaftlichen Bedeutung steht Linz ebenso für Kunst und Kultur, so erhalten die berühmten Komponisten Ludwig van Beethoven und Anton Bruckner im unteren Drittel eine gemeinsame Scheibe für ihr Abbild.

Die anfänglichen Skizzen

So wie wir das Linzer Fenster heute kennen, war es nicht immer geplant. Aus dem Innsbrucker Protokollbuch der Glasmalerei ist bekannt, dass die ersten Skizzen des Fensters schon vor der Verkündung eines Spenders angefertigt wurden. Nachdem die Allgemeine Sparkasse Linz als Spender feststand, haben sich noch so manche Änderungen in den anfänglichen Plänen des Fensters ergeben. Die erste Zeichnung zeigte Kepler noch im linken Vielpass (= Ornament der Fenstergestaltung, das sich aus mehreren Bögen zusammensetzt) mit den zwei Komponisten Bruckner und Beethoven auf Augenhöhe und der Bürgermeister war noch nicht im Bild. Da die Sparkasse statt der vom Bischof erhofften 8.000 Kronen sogar 10.000 Kronen überreichte, erhielt die Institution eine besondere Ehrung. Daraufhin musste der Astronom seinen Platz sogleich mit dem Stadtoberhaupt teilen und der damalige Präsident der Sparkasse Julius Wimmer erhielt seinen eigenen Abschnitt.

Die Sparkasse als edler Spender

Die großzügige Spende zur Finanzierung der Gemäldefenster hinterließ im Linzer Fenster noch weitere Spuren. Das untere Drittel des Fensters zeigt das alltägliche, zivile Linz und ist stark von der Allgemeinen Sparkasse als Stifterin geprägt. Im Mittelfeld ist das imposante Gebäude der Sparkasse samt reichem Verkehrsleben auf der Promenade veranschaulicht. Im rechten Vielpass ist Julius Wimmer zu sehen, wie er zwei Landleuten ein Sparbuch als Gegenleistung für ihre Ersparnisse überreicht. Diese Kunden ähneln Josef Huster, dem Präsidenten der Bank für Oberösterreich und Salzburg sowie dem Fräulein Julia Peterbauer, welche als Hausmeisterin im Hause Wimmer tätig war. Unter dieser Darstellung schwirren einige fleißige Bienchen um ihren Bienenstock herum. Dies symbolisiert die Bevölkerung, welche unermüdlich all ihr Erspartes und Erarbeitetes an einen Ort bringt, wo es sich vermehrt – ganz nach dem früheren Sparkassenmotto: „Arbeite, sammle, vermehre!“

Ein weiteres Gesicht ist dem Finanzier wohlbekannt. Im rechten Mittelteil des Linzer Fensters sitzt der Linzer Bürgermeister Adam Pruner, Gründer des Armen- und Waisenhauses „Prunerstift“ und legt seinen Arm um ein betendes Waisenkind. Die Gesichtszüge des kleinen Mädchens erinnern stark an Ilse Streit, die Enkelin des Präsidenten der Allgemeinen Sparkasse.

Gemeinsam für unser Wahrzeichen

"Wenn nach diesen Plänen diese Kirche erbauet wird, so steht ein Kunstdenkmal von großer Bedeutung da, so ist nicht nur die Stadt und das Land, sondern das ganze deutsche Volk und die ganze gebildete Welt um ein hohes Werk reicher“, so Adalbert Stifter über die Linzer Dombaupläne von Vinzenz Statz.

Der Bau des Mariendoms begann 1862 und stellte sowohl technisch als auch logistisch eine Meisterleistung dar. Der imposante Bau wurde bemerkenswerterweise ausschließlich von großzügigen Spenden an den Dombauverein finanziert. Unter den Wohltäterinnen und Wohltätern waren neben großen Institutionen wie der Sparkasse auch Privatpersonen, die ihrem Glauben Ausdruck verleihen wollten. Ein Projekt in dieser Größenordnung erfordert laufende Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten – konkret müssen bis 2030 insgesamt 30 Gemäldefenster umfangreich restauriert werden. Diese Bestrebungen werden heute wie damals von Partnern wie der Sparkasse Oberösterreich unterstützt werden. Dafür ein herzliches Vergelt’s Gott!

 

Quellen: 
„Die fünf Fensterzyklen im Maria-Empfängnisdom in Linz“, Diplomarbeit von Margarete Böhm, 2005
„Die neuen Gemälde-Fenster des Linzer Domes“, Florian Oberchristl, 1924
„170 Jahre Sparkasse Oberösterreich“, Allgemeine Sparkasse Oberösterreich Bank AG, 2019

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