Ihr Vater Alois Mühlbachler war einst einer der mutigen Arbeiter, die in den Jahren vor der Fertigstellung des Doms 1924 ganz oben an der Turmspitze tätig waren. Ein Beruf, der Mut, Kraft und Schwindelfreiheit erforderte.
134 Meter hoch ist die Spitze unseres Mariendoms. Das haben wir unter anderem den mutigen Bauarbeitern zu verdanken, die in den Jahren ab 1862 für dieses Bauwerk teilweise sogar ihr Leben riskiert haben. Schwere Steinblöcke, massive Gerüstteile und sperrige Holzelemente mussten – oftmals sogar ungesichert – mühsam in schwindelnde Höhen transportiert werden. Einer von ihnen war Alois Mühlbachler, der in den Jahren vor der Fertigstellung des Doms beim Dombaumeister Schlager aus Königswiesen beschäftigt und ganz oben an der Turmspitze im Einsatz war.
Mit einfachsten Mitteln hoch oben am Dom
Seine Tochter Aloisia Leonhartsberger hat ihr Familienalbum für uns geöffnet und zeigt mit einem Foto aus Dombauzeiten ein wahres Relikt aus längst vergangenen Zeiten: „Dieses Foto zeigt meinen Vater und seine Arbeitskollegen, die gerade mit dem Einrüsten der Domspitze beschäftigt sind. Man sieht, wie einfach die Mittel damals waren: Die Männer waren teilweise völlig ungesichert oder nur an Seile gebunden. Ihre Arbeitskleidung bestand aus simplen Stoffen ganz ohne Schutzausrüstung oder Ähnlichem, statt Helmen trugen sie schlichtweg Kappen am Kopf“, erzählt die 83-Jährige, die heute im Linzer Zaubertal lebt und weiter: „Als der Dom gebaut wurde, war ich noch nicht auf der Welt, aber ich denke oft an die Arbeitskleidung meines Vaters zurück. Er war eine echte ‚Arbeitswurze‘ und hat mit Begeisterung von seinem schweren und gefährlichen Beruf erzählt. Nach einem anstrengenden Tag hat er sich dann als Belohnung gerne mal seine Pfeife angezündet. Ich muss schmunzeln, weil ich noch das Bild im Kopf habe, wie meine Mutter schimpft, weil sie seine Arbeitskleidung wieder mal flicken muss, da er seine Pfeife immer in die Tasche gesteckt hat und sich dort dann Löcher eingebrannt haben.“
Geschichten, die das Leben schreibt: Von Namenszwillingen und Straßenmarkierungen…
Leonhartsberger gefällt auch die Tatsache, dass der Countertenor und Dombotschafter des Linzer Mariendoms, Alois Mühlbacher, zufällig fast namensgleich mit ihrem Vater ist. Ihr Vater hat übrigens unsere Landeshauptstadt nicht nur durch den Dom mitgeprägt, sondern auch das Linzer Straßenbild: „Später war mein Vater beim Magistrat tätig und für die Erstellung der Mittelstreifen auf den Linzer Straßen zuständig. Diese gab es nämlich vor seiner Zeit noch gar nicht. Ich erinnere mich noch daran, wie er zu Fuß bis nach Ebelsberg in die Arbeit ging und ewig lang nicht nach Hause kam, da er den ganzen Tag Fahrbahnmarkierungen auf die Straßen gezeichnet hat.“
Erinnerungen an früher
Aloisia Leonhartsberger war im Laufe ihres Lebens mehrmals im Linzer Mariendom. Für sie und ihre Familie – mittlerweile gibt es schon drei Urenkerl – ist es ein besonderer Ort, da ein Stück Familiengeschichte damit verbunden ist. „Ich freue mich immer wieder, wenn ich den Mariendom im Fernsehen sehe – mit der heutigen Beleuchtung mutet er mir fast fremd an. Ich informiere mich auch, was hier passiert und verfolge Projekte wie den Dom-Eremiten mit großem Interesse. Vor längerer Zeit habe ich die alte Weihnachtskrippe besucht, das war wirklich ein schönes Erlebnis. Vielleicht schaffe ich es ja sogar noch einmal, die neu restaurierte Krippe zu sehen“, erzählt Leonhartsberger. Wir wünschen ihr und ihrer Familie sowie allen Leserinnen und Lesern noch viele schöne Erlebnisse im Mariendom!