Man muss die Musik spüren

Erstellt von Christine Haiden | | Geschichten & Personen

Der Linzer Domkapellmeister ging in Pension!

Habringer
Foto: Franz Wurm

Josef Habringer hat mehr als 16 Jahre als Dommusikkapellmeister gewirkt. Der Mariendom ist für ihn in dieser Zeit eine Art Heimat geworden, musikalisch und spirituell.

Mit der Es-Dur-Messe von Franz Schubert hat sich Josef Habringer Ende Juni offiziell von „seinem“ Mariendom verabschiedet. „Das fällt mir nicht leicht“, gibt der 70jährige unumwunden zu. Als junger Student hatte er ein erstes prägendes Erlebnis mit dem Linzer Dom. „Ich bin dort in ein Orgelkonzert gegangen. Vor dem Dom sah ich ein Plakat mit der Aufschrift: Hier wohnt Gott. Ich dachte in meiner kritischen Art, hier wohnt gar keiner, hier ist es nur kalt und düster. Doch als in der Dämmerung die Kerzen angezündet wurden und die Musik eingesetzt hat, war ich völlig gebannt. Ich fühlte mich aus dem Alltag herausgehoben und in eine andere Welt versetzt.“ Dieses Gefühl hat sich während seiner Tätigkeit noch verstärkt: „Der Raum, das Licht, die Akustik haben einen eigenen Reiz, dem man sich nicht entziehen kann.“

Musik hält Leute im Gottesdienst

Als Domkapellmeister hatte Habringer pro Jahr rund 60 Gottesdienste musikalisch zu gestalten. In Summe waren das an die 1000 liturgischen „Einsätze“. Das Ineinander von Liturgie und Musik war ihm dabei besonders wichtig. Sein erstes Studium in Salzburg galt der Theologie. „Liturgie sollte ein Gesamtkunstwerk sein. Da spielt der Raum eine Rolle, das Wort, wie es gelesen und ausgelegt wird, und die Musik als Teil der Verkündigung.“ Auch wenn er hohe Ansprüche an seine Ensembles hat, zählte für ihn doch stets in erster Linie der musikalische Ausdruck: „Für mich ist wichtig, dass mit Lust und Emotion musiziert wird.“ Der Domchor war für Habringer das Herzstück seines musikalischen Wirkens. An die 60 Mitglieder waren an Sonn- und Feiertagen einsatzbereit, ebenso eine große Schar professioneller Musiker, wenn Orchesterwerke auf dem Programm gestanden sind.

Zwischen Hall und Ewigkeit

Eine reizvolle Aufgabe war für den langjährigen Domkapellmeister die Neugestaltung des Altarraumes im Mariendom. Der lange Nachhall – „wenn ein Akkord verklingt, habe ich das Gefühl des Übergangs von Zeit in Ewigkeit“- hat auch seine Tücken. Man gewann die Technische Universität Wien für Akustikmessungen, um den besten Platz für die Positionierung von Chor und Orchester zu finden. Schließlich brachte Habringer selbst eine Idee ein, die er in Grafenegg kennengelernt hatte. Mikrophone verstärken nun den Klang der Musizierenden und geben ihn über „Bananenboxen“ in den Raum ab. So entsteht ein homogenes Hörerlebnis, das auch kleine Ensembles in der großen Kirche bestehen lässt. Apropos: Das „Te Deum der 1000“ war im Kulturhauptstadtjahr 2009 eines der großen Projekte Habringers im Mariendom. Die dabei verblüffende Erfahrung: Was bei den Proben der 1000 Sängerinnen und Sänger mit imposantem Nachhall verbunden war, hörte sich ganz „trocken“ an, als die Kirche mit 8000 Besuchern gefüllt war. Trotzdem war es für alle Beteiligten ein großes Erlebnis. „Mir ist in all den Jahren nichts wirklich missglückt“, blickt der 6. Domkapellmeister seit 1945 zufrieden auf seine Tätigkeit zurück.

Zurück
Habringer mit Orchester
Foto: Elisabeth Leitner

Ich habe eine spannende Geschichte rund um den Linzer Mariendom. Bitte kontaktieren Sie mich.