Georg Spiegelfeld-Schneeburg ist der Nachfahre von Otto und Norberta Spiegelfeld, die den Dombau im 19. Jahrhundert tatkräftig unterstützten. Zum Dank wurden sie gleich in drei Gemäldefenstern verewigt. Für den Schlüßlberger ist es selbstverständlich, sich bei den Restaurierungsarbeiten zu beteiligen.
Was verbindet die Familie Spiegelfeld mit dem Mariendom?
„Die Wurzeln meiner Familie namens ‚Matz‘ oder ‚Mätz‘ reichen bis ins 14. Jahrhundert nach Südkärnten zurück. Ganz früher waren sie Gewerken, bevor sie als höhere Beamte – wie es in unserer Familie mittlerweile Tradition ist – auftraten. Ein gewisser Hans II. Matz erheiratete sich im 17. Jahrhundert das Schloss Spiegelfeld, ein kleines mittelalterliches Schlössel bei St. Lorenzen im Mürztal. So wird dann eigentlich aus dem Wald- und Wiesennamen der Familienname ‚Spiegelfeld‘. Wieder ein paar Generationen später gibt es zwei Brüder, von denen lustigerweise alle heute noch lebenden Spiegelfelds abstammen. Der 1802 geborene Franz Spiegelfeld war wirklich produktiv, er hatte aus zwei Ehen insgesamt elf Kinder. Ende der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts wird er zum kaiserlichen Statthalter bestellt, wodurch er nach Oberösterreich kam. Umgelegt auf heutige Ämter war er somit Landeshauptmann und Vertreter der gesamtstaatlichen Macht in einer Person. Sein Sohn Otto trat ebenso in seine Fußstapfen und arbeitete als erster Beamter des Landes. In dieser Zeit wurde gerade der Dom errichtet, was viel mehr als nur ein Kirchenbau war. Es handelte sich um eine Gesamtanstrengung einer Gesellschaft. Als hohe Beamtenfamilie im Land war es natürlich recht und billig, dass sie sich für den Bau engagierten und mit eigenen Mitteln unterstützten“, fasst Spiegelfeld die lange Geschichte seiner Familie und die Verbindung zu unserem Wahrzeichen zusammen. So kam es, dass sich die Familie Spiegelfeld in den Fenstern ‚Altötting‘, ‚Jerusalem-Pilgerzug II‘ und ‚Domweihe‘ verewigte.
Warum war es für Sie selbstverständlich, dass Sie sich, wie schon Ihre Vorfahren, bei den aktuellen Restaurierungsarbeiten beteiligen?
„Neben dem historischen, familiären Grund ist für mich die Errichtung des Doms ein Teil des Landwerdens. Es ist für mich ein Baustein des Landes, eine wichtige Klammer in diesem geistigen Oberösterreich. Das eindrucksvollste Erlebnis für mich im Dom war mit Sicherheit das Hochamt für Franz Jägerstätter vor einigen Jahren. Da konnte man plötzlich spüren, dass Oberösterreich ein zusammenwachsendes und zusammenhaltendes Land ist. Seither ist der Dom für mich ein Zeichen der Gemeinsamkeit! Als nun die Restaurierung der Gemäldefenster anstand, fühlte ich mich natürlich mitverantwortlich, zumal das eigene Familienzeichen abgebildet ist“, erklärt der frisch gebackene Pensionist.
Woher kommt Ihr Interesse für Denkmalpflege?
„Ich lebe selbst in einer damaligen Halbruine, dem Schloss Schlüßlberg im Bezirk Grieskirchen. Mein Vater schenkte mir die alten Gemäuer, als ich noch Student war. Wir haben das Schloss selbstständig und ohne jegliche Vorbildung renoviert. Heute würde ich mit Sicherheit vieles anders machen. Gemeinsam mit Studienkollegen veranstaltete ich die beliebten ‚Schlüßlberger Malwochen‘. Tagsüber haben wir die Farbkübel geschwungen und abends die Rotweinflaschen! Das war meine erste Berührung mit historischen Altbauten und mir wurde bewusst, dass es viele alte Bausubstanzen in schwierigen Verhältnissen gibt“, verrät uns der studierte Jurist humorvoll.
Die Liebe zur Denkmalpflege liegt in der Familie
Spiegelfeld war – wie schon sein Vorfahre Franz Spiegelfeld – Präsident der Gesellschaft für Landeskunde und Denkmalpflege, dem vormaligen Museumsverein. Der langjährige ÖVP-Politiker machte seine Leidenschaft zum Beruf und sich als Bauträger mit dem Schwerpunkt Altbauten selbstständig. Neben seinem Wohnsitz in Schlüßlberg kaufte er 1988 das Schloss Tillysburg bei St. Florian und ist bei der Sanierung von zahlreichen weiteren historischen Bauten beteiligt.
„Die Restaurierung des Mariendoms ist für mich ein gutes Vorbild. Ich würde mir wünschen, dass auch anderes, vielleicht weniger spektakuläres Kulturgut erhalten wird. Wir haben ein paar tausend Denkmäler in Oberösterreich, da gehören Gehöfte irgendwo im Mühlviertel, kleine Dorfkirchen oder die danebenstehenden Gasthöfe dazu. In Summe prägt das unsere Kulturlandschaft, die Oberösterreich ausmacht. Deshalb bin ich froh, dass es Initiativen wie Pro Mariendom gibt, die sich dieser Thematik annehmen und – heute wie damals – zu einem Bestreben der gesamten Gesellschaft machen!“