Wir befinden uns im Jahr 1960. Hunderte Firmlinge und ihre Paten und Patinnen nehmen Aufstellung, um das Sakrament der Firmung zu empfangen. Unter den Firmlingen ist auch ein junges Mädchen namens Gertraud, die verzweifelt ihre Patin sucht, weil diese sich in einiger Entfernung in die Bank gesetzt hat. Als der Bischof näherkommt, bricht Gertraud in Tränen aus, weil sie nicht ohne ihre Patin dieses Sakrament empfangen möchte. Sie bemerkt nicht, dass ihre Patin den Weg zu ihr gefunden hat und bereits hinter ihr steht. Erleichtert und glücklich empfängt sie das Sakrament der Firmung. Dieser Moment ist Gertraud Weghuber, die heute in Molln lebt, sehr prägend in Erinnerung geblieben.
Auch 63 Jahre später werden junge Menschen in den Dom kommen, um den begonnen Weg mit Gott im Sakrament der Firmung zu bekräftigen. Moritz Ratzinger und Sophia Schlesinger sind zwei von ihnen, die sich im letzten halben Jahr, gemeinsam mit anderen Jugendlichen aus der Dompfarre Linz, auf diesen Tag vorbereitet haben. Beide haben sich selbst für diesen Weg entschieden, „es gehört zu meinem Glauben und zu meiner Religion dazu und außerdem lernt man eine Menge neuer Leute kennen“, meint Sophia. „Mir hat an der Firmvorbereitung gefallen, einige Jugendliche mit ähnlichen Interessen zu treffen und mich mit ihnen auszutauschen“, berichtet Moritz. Für ihn ist der Glaube etwas, dass zwar nicht wissenschaftlich bewiesen werden kann, aber trotzdem sehr stärkend und schön sein kann. Auch Sophia ist der Glaube wichtig, „es hat etwas mit Hoffnung, einem Gemeinschaftsgefühl, der Gleichberechtigung aller Menschen und mit Versöhnung zu tun“.
Lebensbegleitung
Einen wichtigen Part bei der Feier der Firmung übernehmen die Paten und Patinnen. Sie sollen den Jugendlichen gute Wegbegleiter sein und sie in ihrem Glaubensleben und auf ihrem Lebensweg unterstützen. So wie Gertraud Weghuber, haben auch Moritz und Sophia sich jemanden ausgesucht, der sie als Pate bzw. Patin bei diesem besonderen Fest begleitet. Es sind Personen, die sie gut kennen und mit denen sie gut reden können beziehungsweise wo sie das Gefühl haben, verstanden zu werden. „Meine Firmpatin ist meine Cousine, sie ist sehr nett und wir haben uns schon immer nahegestanden“, erzählt Sophie. Auch für Moritz ist der Firmpate wichtig, „weil wir viele Interessen teilen und uns gut verstehen“.
Der Dom – ein Ort zum Feiern
Jedes Jahr kommen zu Pfingsten viele Firmlinge mit ihren Familien in den Dom, um gemeinsam mit dem Bischof das Sakrament der Firmung zu feiern. Zu der Zeit, als Gertraud Weghuber gefirmt wurde, war es üblich, dass die Firmung ausschließlich im Dom gespendet wird. Für viele bedeutet dies bis heute eine besondere Beziehung zu diesem Ort zu haben. „Mit dem Linzer Mariendom verbindet mich bis heute sehr viel. Sehr gerne besuche ich ihn zum Innehalten, wenn ich in Linz zu tun habe“. Und diese Verbindung geht weiter, denn „natürlich haben ihn mein Mann und ich auch schon mit unseren vier Enkelkindern besucht“, so Weghuber. Heute werden in beinahe allen Pfarren Firmgottesdienste gefeiert. Trotzdem kommen nach wie vor nicht nur Jugendliche aus der Dompfarre zur Firmung in den Dom, sondern aus der ganzen Diözese.