Wussten Sie, dass der Mariendom Linz als größte Kirche Österreichs nicht nur ein beeindruckendes neugotisches Bauwerk ist, sondern auch vielen Tieren eine Heimat bietet?
Gerhard Fraundorfer leitet seit 32 Jahren die Dombauhütte am Mariendom und kennt das Bauwerk so gut wie niemand sonst. Er und sein Team arbeiten zum Teil in den entlegensten Winkeln der Kirche und lernen so auch die tierischen Bewohner am und im Dom kennen. Der Tierliebhaber erzählt im Gespräch über die verschiedenen Tierarten, die hier ein festes Zuhause oder nur eine vorübergehende Bleibe gefunden haben und welche Maßnahmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen, um den Tieren einen geeigneten Lebensraum zu bieten.
Flugkünstler im Mariendom
Das wohl spektakulärste Tier am Dom ist der Wanderfalke, welcher das Gebiet um den Domplatz als Jagdrevier auserkoren hat. Mit einer Spitzengeschwindigkeit von 320 km/h jagt er seiner Beute hinterher, welche hauptsächlich aus anderen Vögeln, zum Beispiel Krähen und Tauben, besteht. Fraundorfer erzählt, dass der Wanderfalke seinen Fressplatz am Balkon des Mariendoms eingerichtet hat. Darauf deuten auch die Essensreste hin, die das Tier leider gelegentlich in der Dachrinne zurücklässt.
Im Sommer nisten sich außerdem jährlich ein bis zwei Turmfalkenpaare im Dom ein. „Im Winter fliegen die Vögel wieder nach Afrika. Ab und zu kommt es jedoch vor, dass die Jungen zu schwach sind. Dann werden sie von uns aufgenommen und zur Tierrettung gebracht!“, erzählt der 60-Jährige. Weitere gefiederte Freunde sind die Rotkelchen, die beim Turmplatz Ost, aber auch in der Dombauhütte ihren Nistplatz haben.
Farbenfrohe Schmetterlinge und viele andere Insekten können beim genaueren Hinsehen ebenso in den Sträuchern rund um den Domplatz entdeckt werden. Darüber hinaus sorgen viele fleißige Bienchen in den zwei aufgestellten Bienenstöcken für köstlich süßen Honig, den es im DomCenter zu kaufen gibt.
Die Dommaus Stanislaus
„Ein richtiger Partycrasher ist unsere Dommaus Stanislaus. Sie kommt uns oft in der Werkstätte besuchen und schaut auch gelegentlich bei Besichtigungen in der Dombauhütte vorbei. Vor allem bei Veranstaltungen mit Kindern ist Stanislaus eine echte Attraktion und manchmal interessanter als die Führung selbst“, berichtet der Steinmetzmeister lachend.
Artenvielfalt wird im Mariendom großgeschrieben!
Natürlich bereiten die Lebewesen im und um den Mariendom nicht immer nur eine Freude. Eine verstopfte Regenrinne oder Kotspuren am Turm werden jedoch akzeptiert, um dafür einen Beitrag zur Artenvielfalt zu leisten. Nach dem Motto „die Natur hat seinen Platz“ werden nicht nur Nistplätze aufgestellt, sondern auch Schonzeiten vereinbart. „Während der Brutzeit arbeiten wir zum Beispiel nicht in den nahegelegenen Bereichen, um die Tiere nicht zu stören! So tragen wir dazu bei, dass sich die Natur nicht vollkommen auflöst!“, betont Fraundorfer abschließend.
Vom Marienkäfer bis zum Raubvogel
Im Gespräch mit Domhüttenmeister Gerhard Fraundorfer wird schnell klar, dass auch in Städten wie Linz unzählige kleine und größere Lebewesen unterwegs sind, die vielleicht nicht immer auf den ersten Blick auffallen. Es lohnt sich daher, mit offenen Augen durch die Stadt zu gehen und einmal bewusst auf diese Wunder der Natur zu achten.
Und vielleicht werden Sie so auch beim nächsten Besuch des Mariendoms so manch tierische Bewohner entdecken.